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Endlich wieder Osterräderlauf in Lügde

 

Als wir noch Kinder waren, konnten wir den Ostersonntag kaum erwarten,

denn dann veranstaltete der Dechenverein wie jedes Jahr den berühmten Osterräderlauf. 

 

Wir kletterten dann hinter unserem Haus auf die Stadtmauer und hatten dort den besten Logenplatz!!!

 

Nun gab es ihn nach zweijähriger Coronapause endlich wieder! 

Er lockte am Sonntag wohl mehr als 18.000 Besucher in unser kleines Städtchen.

 

Der Osterräderlauf findet schon seit vielen Jahrhunderten statt.

Ganz genau lässt es sich leider erst ab 1743 belegen.

Aus diesem Jahr sind die ältesten Aufzeichnungen zu finden.

Wahrscheinlich ist er jedoch deutlich älter...

 

Seit 2014 ist er sogar als immaterielles Kulturerbe Deutschlands bei der UNESCO gelistet!!! 

 

Jedes Jahr am Ostersonntag werden von den Mitgliedern des Dechenvereins oben auf dem Osterberg sechs 1,70m hohe Holzräder mit langem Stroh gestopft. 

Bei Einbruch der Dunkelheit werden sie dann nacheinander in Brand gesetzt und rollen in freier Fahrt ins Tal.

 

Bereits am Montag vor Ostern wurden damals wie heute die Räder ein paar Tage in der Emmer gewässert, damit sie später beim Lauf nicht zu brennen anfangen. 

Das war für uns als Kinder natürlich immer sehr interessant und ist es auch noch heute...

 

 

Am Karsamstag werden die Räder dann wieder aus dem Wasser gezogen, auf einen Wagen geladen, mit Tannengirlanden geschmückt und zum Marktplatz gefahren.

 

Dort  kann man sie nochmmal aus der Nähe anschauen.

Am Ostersonntag geht es Mittags mit einem Pferdegespann vom Marktplatz aus mit einem Umzug durch die Stadt.

  

 

Am Fusse des Osterberges übernimmt ein Traktor den Anhänger und zieht ihn bis oben auf den Osterberg.

 

 

Oben angekommen werden die Räder dann mit einer Balancierstange ausgestattet.

Danach werden sie mit langem, extra dafür angebautem und mit alter Maschine gedroschenem Roggenstroh nach alter überlieferter Handwerkskunst gestopft.

Dabei werden etwa 500 bereits Tage vorher gedrehte Haselnussruten mit verflochten, die das Stroh im Rad halten.

Das Stopfen lockt immer viele Besucher mit auf den Berg...

 

 

Jedes fertig gestopfte Rad wird mit einem Böllerschuss begrüßt.

 

Nach Einbruch der Dunkelheit, um etwa 21:00 Uhr künden es drei Böllerschüsse an:

Nun geht es los!

 

Als erstes wird das große Osterfeuer entzündet.

In diesem Jahr gab es wieder direkt vor dem Lauf des ersten Rades auch schon ein tolles Feuerwerk vorweg oben am Berg!!!

 

Vor jedem einzelnem Start der Räder ertönt dann wieder ein Böllerschuss.

Das Licht am großen Holzkreuz, das auf dem Berg steht wird gelöscht und das erste Rad angezündet. 

 

Erst wenn es richtig brennt wird es von den Dechen mit einer Stange abgestossen und rollt mit etwa 60 km/h ca. 500 m den Berg hinunter.

  

 

Dabei muss es einige Abhänge überwinden und ändert dadurch sehr häufig die Richtung...

 

 

Als Kinder haben wir immer einen kleinen Wettstreit daraus gemacht:

Welches Rad läuft am weitesten den Berg hinunter?

 

Es sind 6 Räder und wir waren damals 6 Personen in der Familie.

 

Also lief das 1. Rad für meine Oma,

das 2. für meinen Papa,

das 3. für meinen Mama,

das 4. für meine Schwester,

das 5. für meinen Bruder

und das 6.,

das letzte Rad für mich.

 

An dieser Stelle Herzlichen Glückwunsch liebe Mama, lieber Joachim. 
Eure Räder sind vorgestern am weitesten gelaufen.

Nämlich bis in den Graben!!! 

 

Dort ziehen die Dechen das verbliebene Stroh sofort aus dem Rad, damit es keinen Schaden nimmt.

 

 

Wenn alle 6 Räder den Berg heruntergerollt sind, gibt es zum Abschluss ein fantastisches Höhenfeuerwerk! 

 

An dieser Stelle möchte ich mich bei Markus Kleinsorge aus Lügde bedanken: 

 

Nahezu alle Photos, die ich hier gezeigt habe sind aus seinem fantastischen Video über den Osterräderlauf 2015, welches Ihr HIER anschauen könnt. 

 

Er hat sich sich mit seiner Drohne unter anderem mitten ins Feuerwerk getraut. 

Um solch einzigartige Aufnahmen zu bekommen hat er wirklich Einiges riskiert. 

Es lohnt sich wirklich anzuschauen! 

 

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Kommentare: 5
  • #1

    Dagmar Hoxha (Dienstag, 19 April 2022 08:40)

    Wow � ein wunderschöner Brauch…tolle Bilder �
    Ist da nie etwas passiert, dass ein Rad auf Abwege kommt und etwas angebrannt wurde in den vielen vielen Jahren? Wirklich beeindruckend liebe Steffi ❤️

  • #2

    Mallo Manon (Dienstag, 19 April 2022 09:00)

    Sehr schöner Bericht und beeindruckende Bilder Toll ���‍♀️❤️

  • #3

    Susanne M. (Dienstag, 19 April 2022 09:17)

    Hallo Steffi, danke für den tollen Bericht. Wir sind schon oft dabei gewesen doch die Hintergründe kannte ich noch nicht. Danke für die Infos. Sehr interessant. Tolles Video und auch tolle Bilder. Mit einer Drohne sieht man wirklich am besten. Liebe Grüße Susanne aus Hameln

  • #4

    Mechthild (Dienstag, 19 April 2022 11:34)

    Wunderschön, eine tolle Tradition, Dankeschön für die schönen Bilder, ��

  • #5

    Gärtner Iris (Mittwoch, 20 April 2022 07:55)

    Das ist ja eine tolle Tradition. Die Bilder sind der Hammer